Horb Berlin Lauf 04/09/11
Der Schwarzwaldlauf – von Horb am Neckar nach Berlin, 796 Kilometer in 13 Tagen, das bedeutet, SCHLAFEN-LAUFEN-ESSEN.
 
 
 
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Tag 1
Gestartet wurde am Sonntag 04. September 2011 in der Gartenschau „Neckarblühen“. Der gemeinsame Start erfolgte im Beisein vom Oberbürgermeister der Stadt Horb, Peter Rosenberger, und dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium und Bundestags- abgeordneten Hans-Joachim Fuchtel.

Ein Kanonenschuss löste alle Anspannung, und eine neue Laufdimension begann für mich. 13x hintereinander einen Ultra zu laufen war Neuland. Die erste Etappe von Horb nach Malmsheim (56,1km) konnte ich in sehr guten 05:31:31 bewältigen. Das bedeutete den 2. Tagesrang hinter Stefan, der sich dann auch als Gesamtsieger herausstellte, und das Maß aller Dinge war. 7 Minuten ließ er mich schließlich zurück, und ich dachte doch glatt, wenn ich unter diesen Bedingungen laufe, könnte ich sogar einen Tagessieg erringen.

 
 

Tag 2
Der zweite Tag zeigte wieder das Selbe Bild. Stefan war bergauf, ich bergab schneller. Die Etappe 2 von Malmsheim nach Frankenbach (62,5km) endete wie die Erste. Hinter mir der Franzose Robert Bertin. Mit meiner Zeit von 06:18:47 lag ich bei dieser Etappe bereits 21 Minuten hinter Stefan. Im Gesamtklassement lag der Belgier Jos mit 13 Minuten hinter mir. Meine Gedanken – es läuft super, vielleicht geht sich ein Stockerlplatz aus.

 
 

Tag 3
Frankenbach-Assamstadt (65,9km). Gut geschlafen, das ist bei mir gar nicht so einfach, und es hat sich bereits eine Routine im Tageslablauf eingestellt, die im Großen und Ganzen so aussieht. 04:30 Tagwache, Körper behandeln und Gepäck für den Abtransport vorbereiten, dazwischen um 05:30 Frühstücken, 06:30 Start der schwächeren Gruppe und um 07:00 Start der Stärkeren, zu denen ich alle 13 Tage gehörte. 6-8 Stunden laufen oder mehr, je nach Verfassung und Länge der Tagesetappe, danach duschen, Wäsche waschen und aufhängen wo sich dazu eine Möglichkeit ergibt. Körper versorgen, und vor dem Abendessen noch ein wenig relaxen, je nachdem wie viel Zeit noch bleibt. Abendessen, Vorbereiten für den nächsten Tag, Fertigmachen für das Schlafen und ab in den Schlafsack, der entweder direkt auf einem Turnhallenboden liegt, oder eine Dämpfung in Form einer Turnmatte besitzt.

Auf dieser 3.Etappe wieder dasselbe Bild, außer, dass sich Rüdiger mit dem dritten Platz bemerkbar machte. Ich hatte wieder 7 Minuten Rückstand zu Stefan, und bereits mit einigen Problemen zu kämpfen. Seit dem ersten Tag tat mir der linke Risst weh. Laufkollegen zu Folge, ein beginnender Shin Splint, der eine Aufgabe bedeuten würde, wenn man das nicht unter Kontrolle bringt. Also andere Schuhschnürung und ganz locker, viel schmieren und Eis nach dem Laufen. Weiters meldete sich die linke Wade und das rechte Knie – na super!

 
 

Tag 4
Mittwoch 07.September, Assamstadt-Ochsenfurt (60,9km), von Baden Württemberg nach Bayern. Regen, windig und kalt. Jetzt passiert es, Leistungseinbruch! Ich lasse die Anderen ziehen. Die letzten 20 Kilometer zieht mich ein Läufer der Laufgemeinschaft Würzburg ins Ziel, und ich komme in das Lokalfernsehen. Thomas Frunzke tritt mit Rang 2 in Erscheinung, und ich werde Sechster, was aber noch immer 2. Gesamtrang bedeutet. Am Abend gibt es für uns eine Tanzvorführung, und eine Einladung in den Sitzungssaal des Neuen Rathauses, welches aber auch schon seit dem 15. Jahrhundert besteht.

 
 

Tag 5
Ochsenfurt-Haßfurt (68,2km). Wieder regnerisch, kühl und windig. Es ist nun Gewissheit, ich war Anfangs zu schnell, und muss nun meine Strategie ändern um Berlin zu erreichen. Das heißt, Schalter umlegen, von nun an wird nicht mehr im Sport- sondern im Überlebensmodus gelaufen. Mein Körper zeigte massive Ermüdungserscheinungen. Ich kam zur rechten Zeit ins Ziel, schaffte
gerade noch eine Zeit unter 8 Stunden, um von einer Lokalzeitung interviewt zu werden (Fränkischer Tag). Von nun an schien ich nicht mehr unter den 3 Tagesbesten auf, und im Gesamtranking verlor ich Plätze.

 
 

Tag 6
Haßfurt-Hildburghausen (61,4km) ich spüre Blasen zwischen großen Zehen und den Zweiten, die ich über alle Tage mit Schmieren unter Kontrolle halten konnte. An diesem Tag überquerten wir die ehemalige West-Ost Grenze. Völlig erschöpft erreichte ich das Ziel, und konnte nur mit Müh und Not Conny, die beste Frau unter Kontrolle halten. Eine neue Blase an der linken Ferse. Gut, dass ein Ultra weiß wie man mit diesen Dingern zurecht kommt, und am nächsten Tag weiterlaufen kann.

 
 

Tag 7
Hildburghausen-Witzleben (69,8km). Dieser Tag führte uns über den Thüringer Wald, die schwerste aller Etappen. Dann ein Albtraum, ich hatte mich gegen Ende des Tages verlaufen. Es war zwar nicht so weit wie bei Ambros Mühlbachler (der 2. Österreicher im Rennen hat sich am ersten Tag ca. 10 km verkoffert), aber es war bergauf, und ist natürlich psychologisch ein Fiasko. In dieser Zeit haben mich 2 Läufer überholt, und ich lief nur als Zehnter ein. Auch Conny war an diesem Tag vor mir gereiht. Ab Mittag brannte auch die Sonne wieder mit voller Kraft vom Himmel. Am Abend gab es gegrillte Thüringer Bratwurst. Also das Essen ist ausreichend. Mit meinem 10. Tagesrang fiel ich auf den 6. Gesamtrang zurück, den ich aber dann bis ins Ziel verteidigen konnte.

 
 

Tag 8
Witzleben-Frohndorf (51,8km). Schönes Wetter, dann sogar heiß. An diesem Tag erfuhren wir, was es heißt, im Osten zu laufen – kilometerlanges Stöckelpflaster, teils mit groben weitgesetzten Steinen. Ambros läßt heute die Sau raus und hängt mich ab. Theo ist krank, und ich habe somit einen echten Konkurrenten verloren. Spätere Etappen läuft er zwar wieder mit, ist aber aus dem Klassement. In der Früh habe ich jetzt immer Probleme mit dem Einschnaufen. Ich kann die Lunge nicht vollständig füllen, asthmaähnlich. Die zweite Ferse wurde blasentechnisch auch schon behandelt.

 
 

Tag 9
Montag 12. September. Frohndorf-Eisleben (71,9km). Wieder Kopfsteinpflaster, beim Überqueren der „Hohen Schrecke“ überholt mich sogar „Schnecki“, ein Zeichen, dass mein Körper nur mehr auf Energiesparmodus läuft. In Eisleben gönne ich mir einen Eisbecher, und beim Gehen noch eine Tüte mit 2 Kugeln. Eisleben ist DIE Lutherstadt.

 
 

Tag 10
Eisleben-Schönebeck 67,3km). Ein Überlebenskampf, leer und ausgebrannt. Wir haben eine Passage, an der das Wasser im Feld stand. Wir sanken in den Morast ein, und hatten Stöckel an unseren Laufschuhen. Ich habe meine Schuhe nun so gebunden, dass ich eingelaufene Steine entfernen kann, ohne die Schuhe aufschnüren zu müssen.

 
 

Tag 11
Schönebeck-Ziesar (59,1km). Dies war ausnahmsweise wieder ein guter Lauftag. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich nie einen Einbruch gehabt. Bis zum 2. Verpflegungsposten lief ich mit der Spitzengruppe mit. Durch meine gute Zeit konnte ich Conny und Ambros auf Distanz halten. Man sieht, der Wettkampfgedanke ist doch noch nicht ganz verloschen. Zum Tagesrhythmus hat sich noch Eisauflegen und alkoholfreies Bier trinken dazugesellt.

 
 

Tag 12
Ziesar-Fichtenwalde (54km). Ambros überholte mich, hatte aber ein Problem mit seinem rechtem Bein, und ich holte ihn beim Verpflegungspunkt 4 wieder ein, und sah ihn dann erst im Ziel wieder. Ich erhaschte einen ersten Blick auf Berlin, zumindest einen Funkturm von Berlin.

 
 

Tag 13 Finaltag
Fichtenwalde-Berlin (47,8km). Start bei 9°C, schöne Laufstrecke durch den Wald, das änderte sich aber, als wir uns Potsdam näherten. Endlos gerade Straßen, viel Verkehr und
Ampeln. Die Platzierungen sind gefestigt, ich werde als 6. Ins Ziel laufen. Aber bis dahin, Grunewald nichtendende Straße zwischen Wald und Autobahn. Ab Bahnhof Grunewald wurden wir City-Läufer. Der Kurfürstendamm zog sich auch endlos. Endlich erreichten wir die Baden Württembergische Vertretung, unseren Zieleinlauf! Nach kurzer Katzenwäsche, und Warten auf die letzten Läufer, begaben wir uns zum symbolischen Einlauf durch das Brandenburger Tor, bei dem wir von den Medien empfangen wurden.

Resume und Transeuropalauf

Bereits zur Mitte des HBL wusste ich, der Transeuropalauf 2012 ist MIR eine Nummer zu groß. Ich würde ihn vielleicht meistern können, aber der Preis wäre mir zu hoch. Die Folgen einer Teilnahme wären der Verlust der Lauffreude, der Laufgeschwindigkeit und körperliche Probleme mit Folgeschäden. Bei so einem großen Unternehmen ist die Gefahr, und Wahrscheinlichkeit das Rennen nicht zu beenden sehr hoch, und wenn ich etwas mache, dann muss es Freude und bis zum Ende sein.

Den Schwarzwaldlauf beendete ich als Gesamt-Sechster mit einer Zeit von 89:19:47 und legte dabei 796 Kilometer zurück.


Statistiken und Zeiten und Berichte sind nachzulesen unter:
http://www.horb-berlin-lauf.de
http://statistik.d-u-v.org/getresultperson.php?runner=65030


Auf zu neuen Herausforderungen und Abenteuern, Stone!